#015 Podcast: Die Würde des Menschen ist (un)Antastbar! – Interview Special mit Isabelle Bodenseh - Teil 2
Shownotes
„Würde fängt für mich da an, dass ich überhaupt LEBE! Damit ich Überleben kann, muss Trinken, Essen, Verdauung, Schlafen funktionieren und da hat man dann noch keine Beschäftigung oder Bildung gehabt!“ (Isabelle Bodenseh)
Wenn wir darüber nachdenken, wie wir uns unser zukünftiges Leben vorstellen, dann geht es häufig darum, in was für einer Stadt ich leben möchte, was möchte ich beruflich tun, mit wem möchte ich mein Leben verbringen? Menschen mit Handicaps, haben diese Entscheidungsmöglichkeiten häufig nicht, da es bereits an den grundlegenden Sachen fehlt und sie keine Möglichkeit haben, selbst Entscheidungen zu treffen. Häufig werden Anträge auf Reha-Maßnahmen oder Hilfsmittel nach Aktenlage bearbeitet und abgelehnt. Einfach, weil es nicht wirtschaftlich ist, oder, ohne mit den Menschen gesprochen zu haben, der Patient in die Schublade „Bringt ej nichts.“ gesteckt wird
„Wenn du es bis 18 Jahren noch nicht geschafft hast, immer noch nicht laufen kannst, immer noch nicht sprechen kannst, dann lohnt sich gar nichts mehr. Die Hilfmittelversorgung bricht ein und es wird ganz viel nicht mehr genehmigt!“ (Isabelle Bodenseh)
Man gewinnt den Eindruck, dass Menschen nur danach beurteilt und gefördert werden, inwieweit sie der Gesellschaft das zurückgeben können, was in sie investiert wird. Aber kann bzw. sollte ein Menschenleben so aufgerechnet werden? Die notwendige Reha, die Juliette benötigt, um ihren Körper zu dehnen und ihre Spastiken zu lockern, finanzieren die Bodenseh’s seit Jahren selbst oder aus Spendengeldern, dabei ist sie für Juliette auf Dauer überlebenswichtig. Ohne die Reha würde Juliettes Körper sich in die Embryonalhaltung verkrümmen, Spastiken entwickeln und irgendwann sterben. Und das, bei vollem Bewusstsein.
Grenzt das nicht an unterlassene Hilfeleistung? Und: Wenn unterlassene Hilfeleistung bei z.B. Unfällen ein Straftatbestand des Strafrechts ist, müssten dann abgelehnte Rehas oder Hilfsmittel, die über kurz oder lang zum Tod der Menschen führen, nicht ebenfalls als unterlassene Hilfeleistung eingestuft werden? Dieser Gedanke kam mir grad während des Schreibens dieser Podcast-Beschreibung, ist vielleicht etwas extrem, aber vielleicht auch eine Idee für eine separate Folge.
Fakt ist, das es Kämpferinnen wie Isabelle Bodenseh braucht, die sich von dem Urteil der Behörden und Krankenkassen nicht abspeisen lässt und nichts unversucht lässt, um ihrer Tochter Juliette das bestmögliche und ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Um der Fallnummer ein Gesicht und einen Namen zu geben und Juliette aus den Schubladen herauszuholen, fordert Isabelle Kreisverwaltungen und Krankenkassen heraus und konfrontiert sie mit Juliette: > „Unterhalte dich mit ihr! Stell ihr eine Frage!“ Und häufig sind diese dann ganz verwundert, dass man mit jemandem mit einer Zerebralparese eben doch kommunizieren kann.
„Innovation und Inklusion gibt es nicht für umme! Man muss sich entscheiden, ob man Menschen mit Handicaps in der Gesellschaft haben möchte.“ (Isabelle Bodenseh)
Wie es gehen kann, zeigt ein genossenschaftliches Wohnprojekt, bei dem Juliette sich als Mieterin beworben hat. Aufgerüttelt von dem Antrag der Bodenseh’s wurde kurzerhand eine Inklusions-AG gegründet, in der Bedenken geäußert und Fragen beantwortet werden.
„Wir akzeptieren, dass die Menschen Bedenken haben und nehmen uns Zeit, reden mit ihnen.“ (Isabelle Bodenseh)
Wenn wir es schaffen, allen Menschen, egal, ob mit oder ohne Handicap auf Augenhöhe zu begegnen, und uns als Menschen zu sehen und zu respektieren, haben wir den allerwichtigsten Schritt geschafft! Wir müssen uns bewusst machen, dass jeder Mensch einzigartig ist und dass es wichtig ist, dass wir die Fähigkeiten und Stärken jedes Einzelnen fördern und anerkennen.
Ich hoffe, dass dich dieses Interview inspiriert hat, denn jeder Einzelne von uns kann dazu beitragen, indem wir uns informieren, sensibilisieren und aktiv werden. Lass uns gemeinsam daran arbeiten, Barrieren abzubauen und die Vielfalt zu feiern, die unsere Gesellschaft ausmacht. Denn nur so können wir sicherstellen, dass der erste Paragraf des Grundgesetzes tatsächlich für alle Menschen gilt, unabhängig von ihrer körperlichen oder geistigen Verfassung
Teile diese Folge gern mit Menschen, für die das wichtig sein könnte. Denn mir liegt es sehr am Herzen, dass so viele Menschen wie möglich verstehen, dass sie mit ihren Zweifeln und Ängsten nicht allein sind und dass es Unterstützung gibt. Was hast du aus dieser Folge für dich mitgenommen? Welcher Gedanke war für dich besonders wertvoll?
Schreib mir gerne hier unter dem Beitrag oder in die Kommentare bei Instagram @nanee.music, wie dir diese Podcastfolge gefallen hat und was du für dich mitnehmen konntest. Mehr Infos zu Isabelle Bodenseh: o Website: https://www.isabellebodenseh.de o Facebook: https://www.facebook.com/IsabelleBodensehFlute/ o Instagram: https://www.instagram.com/isabellebodenseh_jazzflute/
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