#016 Podcast: Ableismus - Du bist, was du kannst! – Interview Special mit Sabrina Lorenz
Shownotes
> „Ich bin mehr als meine Behinderung und möchte nicht nur auf diese Behinderung und auf meine körperlichen Voraussetzungen reduziert werden! Ich finde es es aber wichtig, diese anzunehmen und anzuerkennen“ (Sabrina Lorenz) Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie schnell wir Menschen beurteilen und in Schubladen stecken, auch wenn wir sie nur ganz kurz sehen und eigentlich überhaupt nichts über ihre Lebensumstände wissen?! Sabrina erlebt das häufig und sagt
"Es gibt für mich kaum einen Tag, an dem ich nicht diskriminiert werde. Jeder Tag, an dem ich nicht diskriminiert werde, ist ein Tag auf der WIN-Seite.“ (Sabrina Lorenz)
Und das muss noch nicht mal ganz direkt sein
„Ableismus passiert manchmal ganz laut, in einer Form von Behindertenfeindlichkeit, aber manchmal auch ganz unterschwellig, z.B. wenn mir meine Behinderung abgesprochen wird oder in vermeintlich positiven Aussagen wie, „Für eine behinderte Person bist du ja ganz hübsch. Es ist schwierig zu sagen, wo passiert es, sondern eher, wo passiert es nicht.“ (Sabrina Lorenz)
Aber was ist Ableismus überhaupt? Die Journalistin, Fachautorin und Behinderten-Aktivistin Rebecca Maskos beschreibt Ableismus 2015 als: > „… eine Form der Beurteilung Einzelner hinsichtlich ihrer körperlichen, geistigen und psychischen Fähigkeiten und Funktionen: Personen werden damit auf ihren Körper reduziert und zu Stellvertreter*innen einer vermeintlichen Gruppenidentität.“
Ableismus ist nicht biologisch oder genetisch bedingt, sondern ist ein soziales Konstrukt, das von uns als Gesellschaft geschaffen wurden. Verursacht zum einen durch evolutionäre Ur-Instinkte, die uns sagen, uns von allem abzuwenden, was uns schwach oder verletzlich erscheint, um unsere eigenen Überlebenschancen zu erhöhen. Und zum anderen durch Sozialisation. Unsere Einstellungen und Überzeugungen werden oft von unserer Kultur, unserer Erziehung und unseren Erfahrungen beeinflusst. Menschen mit chronischen Erkrankungen und/oder Behinderungen werden in vielen Kulturen oft stigmatisiert und ausgegrenzt, und aufgrund ihrer körperlichen, geistigen oder sensorischen Unterschiede als verletzlich oder schwach wahrgenommen.
„Ziel [von Ableismus] ist es, die Behinderung oder vermeintliche Andersartigkeit im Vergleich zur Mehrheitsgesellschaft zu kompensieren. Durch Schlauheit. Durch Schönheit. Durch ein Attribut, welches gesellschaftlich anerkannt ist. […] Aber wir sollten nicht über Leistung bestimmt werden.“ (Sabrina Lorenz)
Und genau da, setzt Sabrinas Meinung nach auch unsere Chance auf Veränderung weg vom „Du bist ANDERS“ als Synonym für FALSCH, hinzu „Du bist ANDERS und damit DU“! Der wichtigste Punkte ist dabei Reflexionsarbeit
„Wir alle sind nicht schuld daran, wie wir sozialisiert werden. Wir suchen uns nicht aus, wann wir geboren werden, in welche gesellschaftliche Schicht. […] Aber wir können was dagegen tun. Entweder wir ändern nichts oder wir werden progressiver und merken, wenn wir diskriminieren.“ (Sabrina Lorenz)
Und wir müssen uns selbst zugestehen, dass wir Fehler machen und sie ändern wollen, denn:
"Der Schmerz, den ich in dem Moment erlebe, in dem ich merke „Mist, ich hab grad einen Fehler gemacht.“, ist […] nicht so schwerwiegend, wie für eine Person, jeden Tag mehrfach diskriminiert wird.“ (Sabrina Lorenz)
Doch damit ist es noch nicht getan, denn auch in der Gesetzgebung muss sich etwas ändern.
"Die Leute, die Entscheidungen über die Lebenssituation von Behinderten treffen, sind in den seltensten Fällen selbst Menschen mit chronischen Erkrankungen und/oder Behinderungen. Dabei wissen wir am besten, was wir brauchen." (Sabrina Lorenz) Und: Wenn wir wirklich eine inklusive und vielfältige Gesellschaft wollen, dann muss sich auch in der Sichtbarkeit und Repräsentation etwas ändern. "Wenn ich nicht weiß, dass es Menschen mit Behinderungen und/oder chronischen Erkrankungen gibt, weil sie nicht im Fernsehen vorkommen, […] in der Musikbranche […] in Schulen oder in meinem Stadtfeld, weil diese Menschen separiert werden in Wohn- und Arbeitseinrichtungen. Wie soll ich dann wissen, dass es 10% Menschen mit Behinderungen gibt?!" (Sabrina Lorenz)
Und weiter gedacht: Wenn ich als Kind nicht sehe, wie viele unterschiedliche Menschen es gibt, in unterschiedlichen Formen, Farben, Fähigkeiten. Wie soll ich dann lernen, dass Vielfalt normal ist?
Was heutzutage dabei hilft sich zu vernetzen, sind soziale Medien, wie Instagram oder dem Blog von Sabrina @fragmentsofliving bei der sich Menschen mit chronischen Erkrankungen und/oder Behinderungen austauschen und gegenseitig unterstützen. In den letzten Jahren ist dort eine Community gewachsen ist, die fast einer Selbsthilfegruppe gleichkommt. Bis es irgendwann nicht mehr reichte, sich nur online zu treffen und der Wunsch aufkeimte, sich auch „in real live“ mit allen zu treffen und allen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu vernetzen.
Kevin Hofmann, der Hauptinitiator des Kämpferherzentreffens, musste Sabrina nicht lange überreden und so entstand mit der Unterstützung von vielen Helfern, eines der größten Community-Events für Menschen mit chronischen Erkrankungen und / oder Behinderungen in Deutschland.
Das Besondere: Beim Kämpferherzentreffen wird der Communityaspekt mit dem Versorgungsaspekt kombiniert, so dass man nicht nur tolle Workshops und Vorträge hören kann, sondern sich vor Ort auch über ganz praktische Dinge, wie „Was mache ich mit einem Pflegeantrag?“, „Wann darf ich einen Schwerbehinderten-Ausweis haben?“, „Was ist mit der Rente, wenn ich Mitte 20 eine Diagnose bekomme?“, u.v.m.
Das nächste Kämpferherzentreffen findet am 22.7.2023 in Kassel statt und ich freue mich sehr, dass auch ich dort mit einem „Empowerment-Spezial“, vertreten bin und zusammen mit meiner Musik, meine Erfahrungen teilen darf, die ich auf meinem Weg zu mehr Selbstbewusstsein gemacht habe. Wenn du gern dabei sein möchtest, findest du hier alle Informationen: https://kaempferherzen.de
Ich hoffe, dass das Gespräch mit Sabrina dich inspiriert hat, genauer hinzuschauen und mehr auf Ableismus und Inklusion zu achten. Denn wir alle können unseren Teil zu einer inklusiveren Gesellschaft zu beitragen. Egal, ob es darum geht, Barrieren abzubauen, Vorurteile zu überwinden oder einfach nur bewusster auf unsere Sprache und unser Verhalten gegenüber anderen Menschen zu achten, egal, ob mit oder ohne Behinderungen.
Teile diese Folge gern mit Menschen, für die das wichtig sein könnte. Denn mir liegt es sehr am Herzen, Augen zu öffnen und vielleicht etwas Licht in das Dunkel von alten Glaubenssätzen, Sozialisierung und Kultur zu bringen hin zur Frage: Wie wollen wir leben? Ist ein Miteinander nicht viel schöner?
Was hast du aus dieser Folge für dich mitgenommen? Welcher Gedanke war für dich besonders wertvoll?
Schreib mir gerne hier unter dem Beitrag oder in die Kommentare bei Instagram @nanee.music, wie dir diese Podcastfolge gefallen hat und was du für dich mitnehmen konntest.
Mehr Infos zu Sabrina Lorenz: o Website: https://www.fragmentsofliving.com o Facebook: https://www.facebook.com/fragmentsofliving o Instagram: https://www.instagram.com/fragmentsofliving/ o Ab sofort erhältlich: Ihr Buch: „Weil Sonnenblumen auch im Winter blühen“ - Poesie- & Prosatexte für alle, die die Dunkelheit kennen - über Freundschaft, Leben, Erkrankung, Liebe & Sein: https://www.fragmentsofliving.com/post/buch-weil-sonnenblumen-auch-im-winter-blühen
Du möchtest tiefer in deine persönliche Weiterentwicklung einsteigen und den nächsten Schritt Richtung Selbstbewusstsein tun? Dann trag dich am besten unter https://www.nanee-music.com/newsletter zu meinen NANÉE News ein und erfahre als erster, wenn es eine neue Folge, neue Musik und noch mehr Empowerment gibt. In diesem Sinne bleib positiv und ganz du selbst, deine NANÉE
Mit freundlicher Unterstützung vom Nävus Netzwerk Deutschland e.V.
Neuer Kommentar