022: Rock'n'Roll trotz Morbus Crohn! - Im Interview mit Paolo Häckl
Shownotes
Heute sprechen wir mit Paolo Häckl, einem Metall-Musiker, der durch seine Diagnose von Morbus Crohn einen fundamentalen Wandel in seinem Leben erfahren hat.
Er nimmt uns mit auf seinen Weg von der Diagnose, Verdrängung, Identitätskrise und wie er es geschafft hat, sich wieder neu zu erfinden. Wir tauchen dabei tief in die menschliche Psyche ein, um zu verstehen, wie Identität, Selbstliebe und der Umgang mit Krisen unser Leben prägen können.
**Wie kann man sich neu erfinden, wenn Krankheit alles nimmt, was man zu sein glaubte? **
Ein inspirierendes Gespräch über Identität, Akzeptanz und die Kraft der Entscheidung.
Kennst du dieses Gefühl, wenn du so sehr von anderen Menschen abhängig bist, dass du dich selbst vergisst? Dass du die Anerkennung anderer brauchst, um dich selbst zu spüren? Paolo war Sportstudent und Metalfan. Das war sein Leben. Er lebte in dieser Welt, wo der Applaus der Menge wie Sauerstoff für die Seele ist. Aber was passiert, wenn der Applaus verstummt?
> Ich war fast 24 Stunden damit beschäftigt, wie kann ich meinen Körper noch mehr stählen? Wie kann ich … noch beeindruckender auf andere wirken?!(Paolo Häckl)
Heute weiß er, dass das nur Symptome waren für das ständige Streben nach äußerer Bestätigung, weil er es in sich nicht fühlen konnte.
> Du bist genug, wenn dir andere Menschen sagen, du bist genug! (Paolo Häckl)
Er lebte den Rock’n Roll, dachte nicht an morgen. Bis er 2012 eine Blutvergiftung bekam. Danach fingen die Magen-Darm-Probleme an, wie eine Magen Darm Grippe, die nicht weggehen wollte. Und Stück für Stück schwand seine Kraft und entglitt ihm sein altes Leben. Er hatte keine Kraft mehr für seine Band, musste sein Studium pausieren und kündigte seine Arbeit im Fitnessstudio.
> Das komplette Leben wie man es kannte war weg. Alles, was dich ausgemacht hat war weg. (Paolo Häckl)
Stell dir vor, alles, was dir wichtig ist, verschwindet wie Sand zwischen deinen Fingern. Das, was du denkst, wer du bist, der Rock’nRoll-Star und Draufgänger, passt nicht mehr zu dem, was du im Spiegel siehst. Abgemagert, blass und mit tiefen Ringen unter deinen Augen:
> Immer wenn ich mal bewusst vom Spiegel stand …, dachte ich: „Wer ist das eigentlich? Das bin doch nicht ICH!“ (Paolo Häckl)
Er fiel in eine tiefe Identitätskrise, die ihm den Boden unter den Füßen wegzog. Klammerte sich an die Vergangenheit, wollte nicht wahrhaben, dass sein Körper nicht mehr der war mit den gestählten Muskeln. Keine der Therapien schlug an. Nichts half. Und er gab sich auf.
> Meine Eltern haben sich unglaublich den A…. aufgerissen. Ich wollte nur in meinem Bett liegen, alle 20 Minuten auf Klo Rennen und in Ruhe gelassen werden. (Paolo Häckl)
Bis er irgendwann an den Punkt kam, dass er schon nach 4 Stufen schon außer Atem war.
> Da habe ich gemerkt, jetzt muss eine Entscheidung fallen. Und meine Mama hat mich zu einer letzten Alternativtherapie mitgenommen. (Paolo Häckl)
Und diese Begegnung mit einem Schamanen bezeichnet er heute als Wendepunkt in seinem Leben.
> Das Ritual mit dem Schamanen hat mich nach 7 Jahren das erste Mal so wirklich wieder ins hier und jetzt zurückgeholt! (Paolo Häckl)
Manchmal kommt Hilfe aus den unerwartetsten Ecken. Der unerschütterliche Glaube seiner Eltern und eine spirituelle Erfahrung, brachte Paolo wieder zurück zu sich. Manchmal benötigen wir die Hilfe von außen und dass andere an uns glauben, wenn wir es selbst nicht können, um wieder in der Lage zu sein, die Welt und uns aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.
Das war der Moment, an dem er sich für einen Stoma und für das Weiterleben entschied. Das ist der Punkt, wo du feststellst, dass deine Identität nicht in den Dingen liegt, die du tust, sondern wer du innen bist.
> Ich habe mich vorher so sehr an meine Vergangenheit geklammert und an mein Aussehen, dass ich diesen Beutel einfach nicht akzeptieren konnte. (Paolo Häckl)
Und dann dachte er:
> Der Stroma ist doch wohl das mindeste, was ich in Kauf nehmen kann, um an dieser schönen Welt noch weiter machen zu können. (Paolo Häckl)
Der Weg zurück ins Leben war kein einfacher. Doch Paolo lernte, sein neues "Ich" zu akzeptieren und zu schätzen. Der Gamechanger für ihn auf diesem war die Reha nach der OP und anderen Menschen mit Stoma zu begegnen. Er sah, dass man auch mit Stoma ein gutes Leben haben konnte: Mit Partnerin, mit Rock’n Roll und sogar mit Kindern. Am Anfang hat er sein Stoma eher als Handicap gesehen, aber mit jedem kleinen Schritt, den er machte, veränderte sich auch seine Einstellung zu ihm. Heute sieht in seiner Erkrankung eine Möglichkeit, andere Menschen zu erreichen und zu inspirieren. Lachend sagt er:
> Ich habe meinem Stoma den Namen Dieter gegeben, um einen Schuldigen zu haben, wenn er wieder rum pupst. (Paolo Häckl)
Akzeptanz ist nicht nur das Einverständnis mit der Realität, sondern auch die liebevolle Umarmung deines wahren Ichs. Und Humor ist eine wundervolle Möglichkeit, Veränderungen in unserem Leben anzunehmen. Das Entscheidende daran und eine der wichtigsten Erkenntnisse von Paolo ist: Das Leben ist voller Herausforderungen, aber es liegt an uns, worauf wir unseren Fokus legen.
> Die Frage ist: worauf fokussieren wir uns? Auf das, was anders ist? Was nicht so gut läuft? Oder fokussiere ich mich auf die Möglichkeiten, die ich trotzdem habe? (Paolo Häckl)
Es kommt auf das Mindset an. Darauf, was du wirklich willst. Denn wenn du etwas wirklich willst, dann findest du einen Weg! Wie die Rollstuhlfahrer, die er beim Wacken OpenAir – dem größten Metal Festival der Welt interviewt hat:
> Ich finde es beeindruckend …, wie wichtig ihnen diese Leidenschaft ist. Und dass er auch bei 30 Zentimeter Schlamm sagt: Ich verpasse meine Lieblingsband nicht! (Paolo Häckl)
Diese Folge ist mehr als nur ein Bericht über den Kampf gegen eine Krankheit und um Identität. Sie ist eine Hommage an die innere Stärke, die Fähigkeit der Akzeptanz und die unbegrenzten Möglichkeiten, die entstehen, wenn wir unser Handicap nicht als Begrenzung, sondern als eine neue Form der Freiheit begreifen.
Heute inspiriert Paolo seine Community auf TikTok und Instagram mit seinen Videos über sein Leben mit Morbus Crohn und Dieter und begeistert Tausende mit seinen Metal-Videos.
> Ich versuche, Menschen mit Morbus Crohn Mut zu machen und es nicht zu ernst zu nehmen. Ich möchte aufklären und zeigen, dass Menschen mit einem Stoma auch gut leben können. (Paolo Häckl)
Teile diese Folge gern mit Menschen, für die das wichtig sein könnte. Die Mut brauchen, oder Inspiration, um sich so anzunehmen, wie sie sind.
Was hast du aus dieser Folge für dich mitgenommen? Welcher Gedanke war für dich besonders wertvoll?
Schreib mir gerne hier unter dem Beitrag oder in die Kommentare bei Instagram @nanee.music, wie dir diese Podcastfolge gefallen hat und was du für dich Du möchtest tiefer in deine persönliche Weiterentwicklung einsteigen und den nächsten Schritt Richtung Selbstbewusstsein tun? Dann trag dich am besten unter https://www.nanee-music.com/newsletter zu meinen NANÉE News ein und erfahre als erster, wenn es eine neue Folge, neue Musik und noch mehr Empowerment gibt. In diesem Sinne bleib positiv und ganz du selbst, deine NANÉE
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