044: Wie aus 40 Jahren Scham radikale Sichtbarkeit wurde - mit Michaela Grönnebaum

Shownotes

„Ich bin stolz über meinen Mut, meinen Blutschwamm und die damit verbundene Geschichte zu erzählen – und damit andere Frauen zu inspirieren.“

Genau darum geht es in dieser Folge von „HAUT COUTURE – ICH BIN ICH und das ist gut so“. Ich spreche ich mit Michaela Grönnebaum: um eine Frau, die jahrzehntelang versucht hat, „möglichst unsichtbar“ zu sein – und heute mit ihrer Geschichte anderen Mut macht, ihren eigenen Blick auf sich selbst zu verändern.

Michaela Grönnebaum ist Fotografin für authentische Portraits und Personal Branding. Zu ihr kommen Frauen, die sagen: „Ich mag mich nicht auf Fotos“, „Bitte nicht von der Seite, ich mag meine Nase nicht im Profil“ oder „Fotografier mich nur von oben, mein Bauch soll man nicht sehen.“ Michaela kennt diesen Kampf mit dem eigenen Spiegelbild – und genau deshalb können sich so viele in ihr wiederfinden.

Die Blicke, die aus Trampelpfaden Autobahnen machen

Als Kind mit Blutschwamm im Gesicht geboren, bekommt Michaela früh zu spüren, was Blicke anrichten können. Sie erzählt von Menschen, die dachten, sie sei „von einem Kampfhund gebissen“ worden oder hätte „einen schlimmen Unfall“ gehabt. Ein Arzt kommentiert ihr Gesicht so, dass ihr bis heute die Worte fehlen.

„Das ist wie so ein Trampelfahrt, irgendwann zu einer Autobahn“, sagt sie über diese Erfahrungen – jede Bemerkung, jeder Blick wird zu einer weiteren Spur im Kopf. Irgendwann fühlt es sich an, als wäre die Scham angeboren. Dabei beschreibt sie rückblickend, dass ihre Eltern sie eigentlich nur schützen wollten – und gleichzeitig sprachlos waren. Für sie war Michaela „das wundervollste, hübscheste Kind aller Zeiten“, doch die Welt draußen spiegelte etwas anderes.

Diese Spannung zwischen „Du bist perfekt“ und „Mit dir stimmt etwas nicht“ prägt ihr Selbstbild tief. Und genau hier erkennen sich viele Hörer*innen wieder: in den alten Sätzen, Blicken und Momenten, die sich wie eingebrannt anfühlen.

Wenn Fotografie zur Einladung wird, sich anders zu sehen

Heute fotografiert Michaela vor allem Frauen, viele davon selbstständig, mitten im Leben, äußerlich „funktionierend“ – innerlich voller Zweifel. „Zu mir kommen die Menschen, die mit sich unsicher sind, die Angst vor der Kamera haben“, erzählt sie. Hinter Sätzen wie „Ich bin unfotogen“ oder „Bitte fotografiere mich nicht von der Seite“ hört sie längst mehr als nur Eitelkeit. Sie hört Geschichten.

In ihren Sessions lädt sie Frauen ein, einen anderen Blick auf sich zuzulassen. Es geht nicht darum, vermeintliche Makel zu verstecken, sondern sichtbar zu sein – mit allem, was da ist. Michaela beschreibt, wie erfüllend es ist, wenn eine Kundin am Ende sagt, sie habe endlich ein Bild, „das sie von sich mag“. > „Wenn es nur ein Bild ist, was sie von sich mögen, dann bin ich schon so erfüllt“, sagt Michaela.

Sie ist überzeugt: Ihre eigene Geschichte macht sie zur Fotografin, die sie heute ist. „Ich wäre heute nicht die, die ich bin, wenn ich nicht all das erlebt hätte“, sagt sie. Sie mag diese Erfahrungen nicht nochmal durchleben – aber sie würde sie auch nicht mehr hergeben, weil aus genau diesem Schmerz ihre Arbeit und ihr Blick auf andere Frauen entstanden sind.

Scham ist nicht angeboren – und warum Mutausbrüche so wichtig sind

Ein wichtiger Punkt in dieser Folge: Scham ist kein Gefühl, mit dem wir auf die Welt kommen. Michaela sagt sehr klar, dass Scham von außen kommt – durch Blicke, Worte, Bemerkungen. Später tragen wir sie dann in uns weiter, als wäre sie Teil unseres Wesens.

Im Gespräch mit NANÉE spricht sie darüber, wie prägend die Zeit ist, in der wir vom Mädchen zur jungen Frau werden – eine „so fragile Zeit“, in der ein einziger Satz reicht, um uns 30 Jahre lang mit einem bestimmten Körperteil hadern zu lassen. Auch Eltern und Bezugspersonen kommen in den Blick: Wie sprechen wir über Körper, Haut, Besonderheiten? Welche Geschichten erzählen wir unseren Kindern – und damit auch uns selbst?

Immer wieder fällt in der Folge das Wort „Mutausbruch“. Es geht nicht um den einen großen, dramatischen Moment, sondern um viele kleine. Darum, ehrlich hinzuschauen: Wo sage ich Ja, obwohl in mir alles Nein schreit? Wo halte ich abwertende Blicke oder Sätze aus, die mir nicht guttun? Jede ehrliche Antwort kann ein möglicher Mutausbruch sein – hin zu mehr Sichtbarkeit und einem sanfteren Umgang mit sich selbst. Ein liebevoller Fokus fürs neue Jahr

Zum Ende des Gesprächs geht es um die Frage: Wie kann ein liebevoller Fokus fürs neue Jahr aussehen? Weg von „neues Ich“ als Selbstoptimierungsprogramm – hin zu einem anderen Blick auf das Ich, das schon da ist.

Michaela beschreibt es so: > „Den Blick auf die positiven Sachen zu lenken und stärken, stärken, stärken – und dass wir uns in diese Liste ganz an die erste Stelle schreiben und mit uns selber wohlwollend sind.“ Sie glaubt fest daran, „dass wir Frauen, wenn wir in unsere Kraft kommen, unglaublich viel verändern können“ – für uns selbst und für unser Miteinander.

Diese Folge lädt dich ein, dich in Michaelas Geschichte wiederzufinden, deinen eigenen Trampelpfaden im Kopf nachzuspüren und vielleicht den ersten kleinen Mutausbruch zu wagen: hin zu einem Blick, der dich nicht klein macht, sondern dich in deinem ganz eigenen Strahlen sieht.

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Und denke immer daran: Ein kleiner Mutausbruch kann der erste Schritt in dein neues Leben sein. Deine NANÉE


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Transkript anzeigen

NANÉE Emmerich: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von HAUT COUTURE - ICH BIN ICH und das ist gut so. Ich bin NANÉE und heute schließen wir dieses Jahr mit einem Thema ab, das tiefer geht als jeder Jahresrückblick. Meine Gästin ist Michaela Grönnebaum, Personal Branding Fotografin an der Algarve, Ideengeberin und Expertin für Bildwirkung. Über 40 Jahre lang hat sie sich mit einem Blutschwamm im Gesicht versteckt und heute hilft sie Frauen, sich selbst mit neuen Augen zu sehen. echt, kraftvoll und wunderschön genauso wie sie Wir sprechen darüber, wie Scham im Alltag aussieht, wie sich innere Bilder verändern können, warum die größten Ängste oft nur in unserem Kopf sitzen und wie du zum Jahresende den Fokus auf dein ganz eigenes Strahlen im neuen Jahr richten kannst. Und wenn du dich also auch schon mal hinter der Kamera, hinter Filtern oder hinter Ich bin nicht schön genug versteckt hast, dann ist diese Folge genauso für dich. Und jetzt freue ich mich sehr, Michaela einmal willkommen zu heißen. Herzlich willkommen, liebe Michaela. So schön, dass du da bist.

Michaela Grönnebaum: Dankeschön! Voll schön, ich freue mich sehr. Danke für die Einladung.

NANÉE Emmerich: Sehr gerne. Michaela, wenn du auf das letzte Jahr zurückblickst, wer warst du vor einem Jahr und wer sitzt heute hier bei mir im Podcast?

Michaela Grönnebaum: wow, die Frage kribbelt direkt ganz schön doll. Wahnsinn. Ja, wer war ich vor einem Jahr? Vor einem Jahr hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich in Interviews oder sogar auf der Bühne über das spreche, über das wir heute sprechen werden, nämlich über meine sehr persönliche Geschichte mit meinem Blutschwamm, den ich seit meiner Geburt habe. Und es ist ja ziemlich genau ein Jahr her, dass Ich gemerkt habe, dass dieser Weg sich anbahnt, dass ich mit dieser Geschichte nach draußen gehe, Frauen zu inspirieren, über ihre eigene Schönheit nachzudenken und zu bewegen und Dinge, die ich im Kleinen schon seit vielen Jahren mache, in meinen Fotosessions, wenn ich mit Frauen zusammenarbeite, dass was da passiert und was da an Transformation stattfindet, auch in einer Ich sage mal, mehr Frauen zu erreichen. Also wirklich mehr Menschen zu bewegen über ihre Gedanken, die sie zu ihrer eigenen Schönheit haben, nachzudenken. Und das ist der gefühlt größte Shift, den ich in meinem Leben so in einem Jahr erlebt habe. das wirklich, ich muss sagen, die Version von heute wäre vor einem Jahr noch nicht mal gedanklich möglich gewesen.

NANÉE Emmerich: Mh. Und ich kann das so nachvollziehen, weil genauso ist es mir auch gegangen, als ich noch vor, ich weiß jetzt keine fünf Jahre her, sechs Jahre her, da dachte ich ja noch, ich bin alleine mit meiner Pigmentierung CMN auf der Welt. Für diejenigen, die vielleicht noch nichts gehört haben von CMN, Congenital Melanocytic Naevi, das sind angeborene Leberflecken und ganz, ganz viele, mein größter bedeckten, meinen gesamten Oberkörper, gesamten Rücken.

Michaela Grönnebaum: Mh.

NANÉE Emmerich: Und dann ist was passiert und ich hab genau bei mir auch diesen Gedanken-Shift gehabt und die Energie, die das freigesetzt hat, ist einfach unbeschreiblich. Also von daher, ich fühle das sehr. Michaela, du bist ja Personal Branding Fotografin und du lebst an der Algarve. Und wenn du jetzt an deine Kindheit und deine Jugend mit deinem Blutschwein zurückdenkst,

Michaela Grönnebaum: Ja, Wahnsinn

NANÉE Emmerich: Welche Rolle haben da die Blicke und Reaktionen anderer Menschen für dein Selbstbild gespielt?

Michaela Grönnebaum: Die haben mein Selbstbild erst mal dahin katapultiert, dass ich mich schlussendlich eine Folge hinter der Kamera versteckt habe. Ich fasse es mal zusammen mit, wenn mir jemand ein Kompliment gemacht hat und gesagt, ich finde dich schön oder du bist hübsch, dass ich den Menschen unglaublich angeguckt habe und mir gedacht habe, warum lügst du mich an? Wir wissen beide, dass das eine Lüge ist. Das ist jetzt gerade eine absurde Situation. Ich konnte noch nicht mal in Erwägung ziehen, dass Menschen mich schön finden. Und das hat mit den völlig unbeabsichtigten und auch überhaupt gar nicht böse gemeinten Reaktionen von Menschen zu tun, die mir in meiner Kindheit auch noch bis heute begegnen, wenn Menschen mich zum ersten Mal sehen und dann überrascht fragen, mein Gott, was ist dir denn passiert? Und als Kind, wenn jemand sagt, mein Gott, was ist mit dir denn passiert? Das sieht ja furchtbar aus. Das ist wie so ein Trampelfahrt, irgendwann zu einer Autobahn wird, und zwar zu so einer Vierspurigen. Weil ich gar nicht mehr in Frage gestellt habe, dass ich furchtbar aussehe. Wenn das so viele Menschen sagen, dann muss das ja so sein. Und was das mit dem Selbstbild macht, ist relativ offensichtlich.

NANÉE Emmerich: Naja, genau. Das nennt sich internalisiertes Stigmata, also internalisierte Stigmatisierung. Das heißt, ich habe es auch am eigenen Leib genau so erfahren wie du. deswegen finde ich es, wenn ich da nochmal die Kurve schlagen kann, auch so spannend, dass die psychologischen Hintergründe, warum wir mit uns und unserem Körper nicht zufrieden sind oder vielleicht uns nicht annehmen können, wie wir sind, die sind für alle Menschen gleich. völlig egal wie sie auf die Welt gekommen sind, ob jetzt wie du mit Blutschwamm, mit dem Feuermahl, mit CMN, so wie ich. Das Ding ist, da ist spielen, also bis es so weit kommt, dass man Stigmatisierung sozusagen internalisiert und schon quasi weiß, was die Leute denken über einen, bevor sie überhaupt den Mund aufgemacht haben, dazu brauche es natürlich einiges. Natürlich zum einen erlebte Stigmatisierung, das heißt, Kinder, einen ablehnen, sei es in der Schule, die einen mobben, etc. pp. Aber auch, und das ist eigentlich auch so der Punkt, den ich auch wahnsinnig wichtig finde und den ganz, ganz viele gar nicht auf dem Schirm haben, das ist der Punkt der antizipierten Stigmatisierung. Das heißt, das erfahren wir zum Beispiel durch unsere Eltern unabsichtlich. Das wollen die ja gar nicht. Aber zum Beispiel, meine Eltern haben damals mich schützen wollen, natürlich vor der Sonne, aber auch vor den Blicken der anderen. Und ich habe Rollkragen getragen. Jetzt ist es beim Blutschwamm im Gesicht ein bisschen schwierig, den zu verdecken. So. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass du dich auf eine ganz bestimmte Art und Weise bewegt hast, dass du deine Haare auf eine bestimmte Art und Weise getragen hast, um halt deinen Blutschwamm.

Michaela Grönnebaum: Ja. Absolut.

NANÉE Emmerich: möglichst unsichtbar zu machen. Ist das so?

Michaela Grönnebaum: Ja, absolut. Man erzählt sich aus meiner Grundschulzeit, dass ich immer ein Schleier vom Gesicht hatte. Mein Pony ging ungefähr bis zum Kinn und ich hatte immer wie so Schleier vom Gesicht. Später war dann der Haarschnitt, sag ich mal, sehr auf linken Seite. Dann irgendwann kam Make-up, bis ich mich schlussendlich hinter der Kamera versteckte, was natürlich nur sehr temporär ist. Ich habe irgendwann aufgehört, mich zu schminken. Und das war... gar nicht mal so ein bewusster, es hat gar nicht so viel bewusst mit dem Blutschwarm zu tun, aber war, würde ich sagen, auch mit Teil meiner Entfaltung bis hin zu dem heutigen Punkt und wer weiß, wo es noch hingeht in den nächsten Jahren auf dieser Reise, weil das ist tatsächlich für mich eine Entfaltung. Aber als Kind war es für mich so, dass meine Eltern, die haben mich gar nicht so, also ich hatte das anders, es bei dir war, bei mir war das eher so, dass meine Eltern für mich jetzt rückblickend gefühlt sprachlos waren, die konnten mir keine Worte für meine Gefühle geben und haben immer natürlich darauf reagiert, wenn Menschen was gesagt haben, aber im Prinzip war der Satz immer so, ist nichts Schlimmes passiert, ist von Geburt an. Ja, stimmt ja so gesehen auch, weil Menschen dachten immer so, mein Gott, die hatten einen schlimmen Unfall gehabt, die ist die Treppe runtergefallen, von einem Kampfhund gebissen, was weiß ich nicht, was alles. Das stimmt ja, dass es alles nicht passiert. Nichts Schlimmes ist passiert und tut auch nicht weh. Ich hatte tatsächlich nur Schmerzen, wenn ich Operationen hatte. Davon hatte ich viele, aber ansonsten ist das schmerzfrei. Aber die seelischen Wunden, wie die wehgetan haben, die konnten meine Eltern nicht gut auffangen. Gründen, sie konnten es nicht besser. ich bin da auch völlig im Frieden mit. Ich weiß, warum das so war, wie es war. Aber das ist das, was mich in so eine Unsicherheit gebracht hat, dass quasi für meine Eltern ich das

NANÉE Emmerich: Ja. Mh.

Michaela Grönnebaum: wundervollste, hübscheste Kind aller Zeiten war, aber die Welt da draußen halt immer ganz schockiert reagiert hat und das habe ich natürlich nicht zusammengebracht. Das hat für mich nicht gepasst und dadurch kam eine Unsicherheit, die ich auch tatsächlich heute noch im Alltag merke. Ich bin sehr schnell verunsichert über Dinge, wo ich mir denke, also ich kann das dann zurückführen und sagen, naja, okay, gut, da kommt die Unsicherheit her. sind halt die Glaubenssätze, die damit zusammenhängen und ich kann da heute anders drauf schauen.

NANÉE Emmerich: . Mmh.

Michaela Grönnebaum: Ich finde das aber total spannend, wie du das auch gesagt hast, mit dem Schutz, deine Eltern machen. Ich das auch häufig heutzutage von Eltern erlebe, wenn Kinder in irgendeiner Art und Weise nicht normal aussehen oder sind oder wie auch immer, was da passiert. Und das ist wirklich so spannend. Das Einzige, hilft, ist Kommunikation auf Herzebene an der Stelle.

NANÉE Emmerich: Ja.

Michaela Grönnebaum: Ich sag mal, wenn das mein Kind heute wäre, da braucht es gar nicht viel. Aber einen so erklären, warum die Menschen das denken und wie sich das für dich anfühlen muss als Kind, reicht dann ja schon manchmal. Also so rückblickend betrachtet wäre das das gewesen, was ich gebraucht hätte. das war in der Zeit, sag ich mal, da hat sich auch viel verändert, wie Eltern heute sind. die Eltern heute mit ihren Kindern sprechen. ja, das ist, glaube ich, der Punkt, wie hast du es gesagt, die interne, internalisierte, nee, die antizipierte, ja, genau. Das finde ich total spannend, so darauf zu schauen, weil genau, meinen Eltern war es quasi ein Nichthandeln, was dazu geführt hat. Eben so eine, was stimmt denn da jetzt nicht?

NANÉE Emmerich: man in genau internalisiert, die Antizipierte. Ein Punkt ist natürlich auch, das haben meine Eltern auch immer wieder gesagt, sie waren halt alleine, sie hatten halt keine Unterstützung. Sie hatten die Ärzte, die total gerne an mir rumschnippeln wollten und die denen irgendwie gesagt haben: "Gewöhnen Sie sich nicht an ihre Tochter, sie wird nicht älter als zwei." und das war es dann. Schön mit Ö. Und auch das ganze Thema psychologische Betreuung. Damals war es ja, also abgesehen davon, dass das Ganze noch gar nicht so verbreitet war, war da ja auch eher noch, ich bin noch nicht verrückt, ich brauche ja keine psychologische Betreuung, aber dieses Trauma durchaus auch, was damit einhergeht, dass, ich meine, du freust dich neun Monate auf dein Kind und dann kommt es zur Welt, aber anders als du es erwartet hast. Und das ist ja auch ein Trauma. Du stellst dir etwas vor und dann musst du mit dieser neuen Situation umgehen und da die Frage, wie gut bist du unterstützt und so weiter. Das erlebe ich bei meinen Eltern aus unserem Nervos Netzwerk, aus der Patientenorganisation, in der ich mich ehrenamtlich betätige. Immer wieder, dass sie genau das wieder erzählen, dass es so wahnsinnig wichtig ist.

Michaela Grönnebaum: und

NANÉE Emmerich: eine Hebamme zu haben, die genau die richtigen Worte findet und die genau beruhigt. Ein Arzt zu haben, auch in der Geburtsklinik schon, der CMN zum Beispiel schon mal gesehen hat und der weiß, was die nächsten Schritte sind, Dermatologe einmal abchecken lassen und ansonsten quasi happy life. Und dass das so so wichtig ist. Und du hast es gerade schon gesagt. Ich meine, du stehst ja hinter der Kamera. Du hast gerade gesagt, dass die Kamera für dich eher ein Ort war, hinter dem du dich versteckt hast, an dem du selber nicht sichtbar sein musstest. Und was mich jetzt nochmal interessieren würde, du hast auch gerade gesagt, ich weiß nicht, ob du zum Beispiel nur Frauen fotografierst oder zum Beispiel auch Kinder, die mit Besonderheiten auf die Welt gekommen sind. Und wie du das in dem Zusammenspiel wahrnimmst mit den Eltern und wie du da auf die Kinder zum Beispiel auch eingehst. Was gibt es denn mit?

Michaela Grönnebaum: Ja, also ich habe früher viel Kinder fotografiert, mittlerweile fotografiere ich fast ausschließlich Frauen und da tatsächlich, ich sage jetzt mal, stinknormale Frauen in Anführungszeichen, weil was ist schon normal und spannenderweise, also es sind viele, die meisten sind selbstständige Frauen, deswegen auch Personal Branding, wobei ich heutzutage mich, also ich distanziere mich von diesem Begriff, weil es was anderes ist, was ich mache. Ich habe dafür noch keine Positionierung gefunden, aber es hat sehr viel eben auch mit energetischer Arbeit zu tun in dem Sinne, als dass wir da wirklich auch immer eine Transformation haben. Abgesehen davon, dass die Frauen in Transformationsprozessen zu mir kommen, sprich, keine Ahnung, vielleicht ist da eine Veränderung in ihrem Business. Vielleicht haben sie eine körperliche Veränderung hinter sich. Vielleicht ist eine private Veränderung von ich ziehe bis hin zu ich bin in einer Trennung oder, oder. Da sind ganz viele sehr häufig Transformationsprozesse gerade am Laufen. Und dann komme ich noch mit genau diesen Themen auch, weil das fängt an von ich kann erst in drei Monaten mit dir Fotos machen, ich muss noch abnehmen, bis hin zu bitte fotografiere mich nicht von der Seite, weil ich mag meine Nase nicht im Profil. bis hin zu bitte fotografiere mich nur oberhalb, mein Bauch oder wir gucken zusammen auf die Kamera und sie sagen, mein Gott, das sieht ja furchtbar aus, da gehe ich in jeden einzelnen Satz rein. Ich lasse die nicht raus. Also solche Sätze, wenn sie bleiben, mir nicht unkommentiert und die werden nicht kommentiert mit, ach Quatsch, wieso, du hast doch voll das schöne Profil, deine Nase ist doch voll schön. Nee, ist ja Quatsch. Ich meine, es hilft uns ja überhaupt gar nicht, wenn jemand sagt, das wäre nicht so, sondern da eben reinzugehen und zu schauen, okay, was liegt denn da dahinter?

NANÉE Emmerich: Hmm.

Michaela Grönnebaum: Deine Frage ist, mit den Kindern Das ist durchaus etwas, was ich mir super gut vorstellen kann. Da Familien zu unterstützen, dem Punkt, dem, was ich erlebt habe, und zu sagen, wie kannst du es besser machen. Aber das betrifft das. So spreche auch ganz viel mit Müttern oder spreche häufig auch Mütter an. überlegt, wie ihr mit euren Kindern sprecht. Und es ist total egal, ob die irgendeinen Makel, in Anführungszeichen, seit der Geburt oder seit irgendwann haben oder ob wir auch einfach nur kleine Kommentare haben, die schon sehr, sehr, wirksam sein können und sehr schmerzhaft sein können. haben gar, also wenn wir uns damit mal beschäftigen, wirklich, da kann oftmals ein kleiner Satz, ausreichen. einen Glaubenssatz über ich habe zu dicke Waden oder keine Ahnung. Krasse Sätze, kann ich gerne auch mal ein Beispiel bringen wie, benutze doch mal Klopapier an deinen Brüsten, bei deinem Hintern hat es ja auch funktioniert, dass der gewachsen ist. Also Frauen in meinem Alter haben diese Sätze von ihren Müttern gehört und gerade natürlich irgendwie das Thema, wie unser Körper geformt ist, auch eben in den Momenten, wo wir zur Frau werden, wo wir

NANÉE Emmerich: Krass. Ja, genau.

Michaela Grönnebaum: uns entwickeln, das ist so eine fragile Zeit. Das ist unfassbar. Ich halte nichts davon, Menschen in Watte zu packen. Aber in Bezug auf, wie unser Körper sich da ausgestaltet, ist es eine so fragile Zeit, dass da eigentlich genau das passieren muss. Damit wir nicht mit Laubensätzen durch die Gegend laufen, die wir erwachsenen Frauen jetzt alle versuchen auszuräumen, beziehungsweise die uns immer noch zurückhalten in

NANÉE Emmerich: Nein. ...wieder loszuwerden.

Michaela Grönnebaum: Ich trau mich nicht zu sprechen, weil ich bin ja nicht gut genug, ich bin nicht wertig genug, ich bin nicht schön genug. keine Ahnung, weiß nicht, mein rechtes Ohrläppchen länger als das linke. Wir haben so viel Quatsch gehört, der uns in unserem Selbstwert runterhält. Da muss nicht jemand jede Woche gehört haben, du siehst ja furchtbar aus, was ist dir denn passiert? Weil ich weiß, dass das, was ich erlebt habe, halt zwar vielleicht in einer potenzierten Form ist, aber dass auch ein einzelner Satz reichen kann. Eine Frau, mit der ich fotografiert habe, die mir erzählt hat, wie glücklich sie ist, dass sie jetzt endlich weibliche Rundungen hat nach der OP, sich die Brüste hat vergrößern lassen und ich zu ihr gesagt habe, ja okay, also sie erzählte mir dann, dass eigentlich der Moment, als ihr Onkel auf einer Familienfeier gesagt hat, so bisschen abschätzlich, nach bei dir wächst ja auch nichts mehr, Das hat sie 30 Jahre so lange beschäftigt, dass sie sich die Brüste hat machen lassen, jetzt sich weiblich und glücklich fühlt. Und als ich zu ihr gesagt habe, was machst du denn, wenn deine jetzt sechsjährige Tochter in zehn Jahren zu dir kommt und sagt, Mama, ich fühle mich nicht weiblich. Ich möchte auch gerne solche Brüste haben wie du. Nur dann bin ich eine richtige Frau. Und dann sind ihr die Tränen in die Augen geschossen. Und sie hat gesagt, wir waren dann beide einfach nur so, das kann es ja nicht sein. Das kann es ja nicht sein, dass wir nur dann richtig sind, wenn wir

NANÉE Emmerich: Ja. Das stimmt.

Michaela Grönnebaum: die ganzen Regeln eines perfekten Körpers, wie wir ihn auf Plakatwänden etc. pp. sehen, mit einem symmetrischen Gesicht, mit einer, keine Ahnung, Proportion, die es einfach gar nicht gibt.

NANÉE Emmerich: so Barbie-mäßig zum Beispiel. Eine Frau, wenn die so irgendwie Barbie-portioniert wäre, Anführungsstrichen, dann wäre sie gar nicht überlebensfähig.

Michaela Grönnebaum: Ja. Das ist das, wo ich, wie gesagt, gar nicht jetzt explizit Eltern anspreche, die, wie gesagt, Kinder mit irgendwelchen besonderen Merkmalen sondern wo ich sage, jede einzelne Elternteil ist da in der Verantwortung, dass unsere Kinder diesen Bullshit, Entschuldigung, aber diese Muster, die in unserer Gesellschaft halt auch einfach so normal sind. nicht mehr weiterführen. Und da haben wir wirklich als Erwachsene auch einfach eine richtig hohe Verantwortung.

NANÉE Emmerich: Das stimmt, das unterstreicht zu 100%. Gab es bei dir einen bestimmten Moment oder viele kleine, in dem du gemerkt hast, dass die meisten deine Ängste oder deine Scham eigentlich nur im Kopf sitzen?

Michaela Grönnebaum: Ja, immer wieder, immer wieder. und ich kann jetzt auch nicht sagen, dass das Thema durch ist, weil diese Datenautobahn in meinem Kopf, die ist ja immer noch viel fünfspurig, aber ich kann sie halt einfach immer leichter entlarven und ich muss sagen, Schritt oder diese Schritte, die ich jetzt gerade gehe, hier mit dir in einem Interview zu sitzen, ich habe Anfang des Jahres im Februar das erste Interview in dieser Art und Weise geführt, wo ich quasi kontrolllos über meine Geschichte gesprochen habe und nicht wusste, wer wird das hören und was wird er sie dazu denken. Und das war auf der einen Seite total beängstigend und gleichzeitig total befreiend. Und ich glaube, dass dieses verletzlich zeigen und sich überhaupt zu zeigen in all dem, was da ist und wir alle haben irgendwo unsere

NANÉE Emmerich: Vielen

Michaela Grönnebaum: unsere Geschichte und unsere Wahrheit und unsere Gabe, die wir mitbekommen haben, die auch ein Geschenk für andere ist. sage jetzt vielleicht auch nur für zwei andere Menschen oder auch nur für einen anderen Menschen. Aber wir alle haben das in uns. Und wenn wir das gefunden haben, glaube ich, das auch auszudrücken und zu leben und wie gesagt, ich habe keine Ahnung, wo meine Reise dann noch hingehen wird, bringt die Erfüllung in dem Sinne, dass es sich dann nicht mehr so schmerzhaft anfühlt. Und natürlich habe ich auch heute noch Scham. Ich glaube auch, dass das Scham aus unserem Leben leider nicht wegzudenken ist. Aber über die Scham zu sprechen ist zwar wirklich nicht leicht. Und gleichzeitig glaube ich daran, dass es der Weg ist, dass wir auch in unserem Miteinander ganz anders sein können.

NANÉE Emmerich: Mhm. Genau.

Michaela Grönnebaum: Ich glaube wirklich daran, dass wir Frauen, wenn wir in unsere Kraft kommen, über unsere Schamgrenzen hinwegzugehen, in einer stabilen Welt ankommen, in der wir im Miteinander wirklich Dinge massiv ändern können, die jetzt einfach seit Jahrzehnten falsch laufen.

NANÉE Emmerich: Hmm. Mmh.

Michaela Grönnebaum: Und das betrifft natürlich nicht nur wir Frauen. Das betrifft die Männer natürlich ganz genauso. will die überhaupt gar nicht irgendwie, also ich will das gar nicht separieren. Ich sehe einfach nur bei den Frauen, auch weil ich denen so viel arbeite, wie viele Glaubenssätze wir in uns drin haben, die uns wirklich davon abhalten, überhaupt uns hinzustellen und auszudrücken, was in uns drin ist.

NANÉE Emmerich: Wenn du dir deine innere Stimme von früher mit der von heute vergleichst, was sagt sie heute anders zu dir, wenn du in den Spiegel schaust?

Michaela Grönnebaum: Tatsächlich gibt es so viele Momente, wo ich in den Spiegel gucke und mich freue. das, also ich glaube, das hat natürlich doch tatsächlich mit meiner Geschichte dann doch nochmal ganz explizit zu tun, weil ich anders als Frauen, die älter werden, immer mehr an sich rummäkeln. Nicht, dass ich auch merke, dass ich älter werde, aber die ich durch bei mir, ich habe wie so ein Umkehrprozess. Durch meine innere Arbeit lasse ich halt immer mehr und mehr von diesen Schichten los, die sagen, du bist hässlich oder du siehst furchtbar aus. die kann ich immer mehr und mehr loslassen und ich freue mich über das Strahlen, was ich in mir selber entdeckt habe. Und ich glaube wirklich, also nicht nur ich glaube, ich weiß, dass wir Frauen alle dieses Strahlen in uns haben und das ist das, ich mir wünsche.

NANÉE Emmerich: Mh.

Michaela Grönnebaum: dass immer mehr mehr Frauen dieses Strahlen entdecken. Und das ist das, bei meinen Fotosessions passiert, dass wirklich mir Frauen dann eine WhatsApp schreiben, ich schicke ihnen nur ein paar Bilder, so abfotografiert von der Kamera nach der Fotosession und sie sagen, I fell in love with myself oder so. Ich kann das gar nicht glauben, was heute passiert ist. Und das ist so das, wo ich merke, alles klar, dafür bin ich. Dafür bin ich hier, den Frauen ihr eigenes Strahlen wieder zu zeigen. Und das erkenne ich eben auch bei mir vorm Spiegel. Und ich sage nicht, dass das immer so ist. Also ich bin ja auch ein zyklisches Wesen.

NANÉE Emmerich: Das ist bei mir ja auch nicht immer so. Aber das, was du sagst, dass wir unser Strahlen wiederfinden dürfen, das sehe ich auch immer wieder. Wenn ich mich vergleiche mit der, die ich vor zehn Jahren bin und mit welcher Energie und Power ich durch die Gegend gehe, ich war da mal irgendwie beim beim Arzt irgendwie und da sagte dann, ich hatte irgendwie bloß vier Stunden geschlafen, es war eine kurze Nacht und ich war hundemüde und war irgendwie, wollte wieder zurück, so so nach Modell oder zurück und so. Dann sagt die Arzthelferin zu mir, sagen Sie mal, sind Sie Model oder Schauspielerin oder so? Ich ja, Sie strahlen so, Sie strahlen so was aus. Ich so, mein Gott, vielen Dank. Ich meine, Sie müssen mich mal erleben, wenn ich ausgeschlafen bin.

Michaela Grönnebaum: Vielen Schön.

NANÉE Emmerich: Und ganz ehrlich, ich schwör's dir, früher, als das halt noch nicht so war, du strahlst das, was du in dir drin fühlst. Das strahlst du aus. Wir werden geboren, als sozusagen unsere Lampe strahlt heller als die Sonne. Und dann werden wir halt konfrontiert mit dem Außen. Wir werden sozialisiert.

Michaela Grönnebaum: Ja.

NANÉE Emmerich: Und ein Glaubenssatz nach dem anderen, eine Decke nach dem anderen dunkelt unser Licht ab. und dann stehen wir da mit, also bei mir war es irgendwie Mitte 30, bis ich dann denke so, hä? Ich will das alles nicht mehr. dann aber wirklich, das war schon ganz schön schmerzhaft in Anführungsstrichen. Also ich bin ja, hab ja bis bis 30 überhaupt auch einen Rollkragen getragen und meinen großen Leberfleck am Hals, um den zu verstecken. Und denen dann das erste Mal wegzulassen, da habe ich wahnsinnig viel Mut gebraucht. Ich hatte tierisch Schiss davor, dass die Leute sich wieder umdrehen. Ich meine, ich alles erlebt, dass die Leute sich umdrehen, dass auf mich mit Fingern gezeigt wird, dass abfällige Bemerkungen gemacht werden und und und. So und ich ziehe meinen Rollkragen aus und dann passiert gerade mal nichts. Es interessierte keine Sau. Aber dieser Mutausbruch, ich hab einen Song auch geschrieben, heißt Mutausbruch, diesen Mut zu haben, den ersten Schritt in die Richtung zu gehen und sich zu zeigen, so wie man ist. dann genau das, was du zum Beispiel auch gesagt hast, dann kommen auf einmal Menschen zu einem und sagen so, du siehst so toll aus, du strahlst so. Und in dem Moment, wo ich noch wusste, ey, die erzählt total Quatsch, das kann ja gar nicht stimmen, weil ich bin ja hässlich mit meinen Leberflecken. Da konnte ich das nicht so sehen. Aber mittlerweile, es hat halt auch ein paar Jahre gedauert, liebe ich es. Also ich liebe es, ich zu sein. Ich liebe es, rauszugehen. Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen, mich mit Menschen zu umgeben, zu Netzwerken und so weiter und so fort. diese Power und Energie, also ich merke das wirklich an diesem Energie Level. Also es ist so wie am Anfang war ich so wie so ein Duracell Häschen, was bloß auf Reserve lief und naja heute meine Vorstandskolleginnen von meinem Nävus Netzwerk wissen das durchaus, dass ich damit eine gewissen Energie sozusagen durch die Gegend presche und manchmal fällt es mir durchaus schwer mich da wieder zurückzuhalten. Aber es ist einfach eine ganz andere Lebensfreude, wenn man wirklich dieses Kopfkino einfach sein lassen kann.

Michaela Grönnebaum: Vielen Das ist voll schön, wie du das sagst mit dem Duracell Häschen Ich wurde früher auch als Durazelisien gezeichnet. Und bei mir, ich weiß nicht, wie du das erlebt hast, bei mir war das ganz spannend. Ich habe das selber immer total ausgeblendet. Ich habe das vergessen, bis zu dem Zeitpunkt, jemand zu mir kam und gesagt hat, mein Gott, wie siehst du denn aus? Und wenn mich jemand angeschaut hat, war das oftmals auch so, warum guckt ihr denn so? Ach so, ach Herr, ach Herr. Und dann war das wie so ein,

NANÉE Emmerich: Hahaha! Mmh. Ja, das habe ich jetzt noch.

Michaela Grönnebaum: Dann ging das so runter von der Energie, weil ich habe durchaus viel Energie. genau, dann kommt da wie so ein Dämpfer und ich habe das Gefühl, bei mir diese Kruste abgeplatzt jetzt kann die Energie, die Magma, jetzt fließen aus dem Vulkan. Manchmal ist es auch ein kleiner Ausbruch. Also wie gesagt, dieses Jahr fühlte sich an wie so ein Ausbruch im Sinne von einer Befreiung, wo ich selber zurückschaue und mich überrasche. Das finde ich auch wirklich interessant, dass du mit dieser Frage gestartet bist, weil das jetzt zum Jahresende tatsächlich der Punkt ist, auf den ich zurückschaue und sage, wow, hätte ich nicht für möglich gehalten. Und eben Ja, schön, dass du auch das mit der Scham so ansprichst, weil ich habe irgendwann mal gehört, so Scham ist das einzige Gefühl, was nicht aus uns selbst herauskommt, sondern Scham entsteht durch das Außen. Scham entsteht durch die Menschen, die einen von Außen beurteilen und bzw. das, was wir gelernt haben, wie wir beurteilt werden. dann kommt die Scham natürlich auch von.

NANÉE Emmerich: Mhm.

Michaela Grönnebaum: von innen, aber dass wir quasi Scham gar nicht... Also als Babys können wir Freude, Wut, Angst, können wir alles fühlen, aber wir können keinen Scham fühlen. Und das macht für mich dieses Schamthema auch so interessant, weil ich so denke, okay, wow, ich habe gelernt, Wut ist in Ordnung, Wut darf sein, Wut ist wichtig. Traurigkeit ist total wichtig. Alle unsere Gefühle, auch die negativen, sind wichtig, ⁓ in unserem Leben einfach zu sein. Aber Scham hat halt einfach diese Sonderstellung, wo ich wirklich sage, okay, das ist spannend. Ich bin daran interessiert, Scham abzubauen. Ich bin nicht daran interessiert, meine Wut abzubauen, weil meine Wutkraft, die hat ganz viel in meinem Leben bewirkt. Als auch wie eine Lebenskraft ist und auch Traurigkeit ist kein Gefühl, was man verbannen sollte.

NANÉE Emmerich: Mhm. Die Frage ist einfach, wozu ist Scham gut? wozu ist Scham gut? Ja, dass man vielleicht in der Öffentlichkeit nicht mit heruntergelassener Hose laufen, rumlaufen sollte. Okay, aber das ist glaube ich vielleicht nicht nur Scham, so. Also aber dieses, ich nenne mal das ist so ein Kulturding auch. Ich sag mal, wenn die Frauen

Michaela Grönnebaum: Genau. Weiß das jemand? Ja.

NANÉE Emmerich: schamhaft, sittsam quasi die Hände gefaltet von unten nach oben angucken und so und schauen und das zieht sich ja über Generationen.

Michaela Grönnebaum: Ja, oder halt auch wirklich einfach die Frage so, ist das was ich gesagt habe, habe ich das Richtige gesagt? Also das finde ich auch so, wie viele Frauen sich fragen, ich habe das jetzt im Rahmen von meinem Bühnenauftritt erlebt, wo ich von Frauen gehört habe, sagen, ja, ich würde auch gerne auf die Bühne gehen, weil ich möchte raus aus der zweiten Reihe und ich möchte nicht mehr mich die ganze Zeit hinterfragen, ob das, was ich zu sagen habe, wichtig ist oder ob ich das Richtige gesagt habe.

NANÉE Emmerich: Aie aie aie.

Michaela Grönnebaum: Und wow, also wirklich auch dieses Good Girl Image. Ich muss allen gefallen und ich muss aber immer das Richtige tun und so, dass es für die anderen gut ist. Puh, ja und das ist eben für mich auch Teil dieser Arbeit, für mich hinführt zu Wir erkennen unser Strahlen. Weil wenn wir unser Strahlen erkannt haben, dann stellen wir uns nicht die ganze Zeit in Frage.

NANÉE Emmerich: Hm. Ja. Mmh. Du hast es ja voll und gesagt, wir nehmen diese Folge jetzt zum Jahresende auf. Wenn unsere HörerInnen jetzt innerlich spüren, ich verstecke mich auch noch hinter Filtern, hinter Kleidung, hinter Arbeit, Perfektion, was auch immer, welche eine Frage können sie sich zum Jahresabschluss stellen, ganz ehrlich, ihren eigenen Mutausbruch im neuen Jahr vorzubereiten?

Michaela Grönnebaum: Ja. Also das ist wirklich eine, das ist keine einfache Frage, aber es ist wirklich das Hinterfragen, wo fühle ich mich, also wo fühle ich diese Scham, wo fühle ich Sätze in meinem Kopf über mich, wo ich mich bewerte und dann zu fragen, ich die gleiche Bewertung von meiner besten Freundin ebenso zulassen? Würde ich diese Worte zulassen? Und wenn da ein Nein ist, dann ist da ein Mutausbruch.

NANÉE Emmerich: Hmm.

Michaela Grönnebaum: möglich fürs nächste Jahr, würde ich sagen.

NANÉE Emmerich: Ja, cool. Allein dieses, so ungefähr würde ich das, wenn meine Freundin das sagen würde, ungefähr, was würde ich, wie würde ich das sozusagen sehen? Das glaube ich, ja, das verdeutlicht schon ganz viel. Ich meine, du arbeitest mit Frauen daran, sich mit neuen Augen zu sehen. Und wenn wir jetzt nach vorne schauen, wie könnte zum Beispiel ein liebevoller Fokus fürs neue Jahr aussehen? Weg von neues Ich oder, keine Ahnung, 10 Kilo weniger als Optimierungsprogramm hin zu ich zeige mich mutiger als die, die ich schon bin. was denkst du könnte ein liebevoller Fokus sein, den du den Frauen mitgeben wollen würdest?

Michaela Grönnebaum: Ja, tatsächlich, was du vorhin gefragt hast, was ist beim Blick in den Spiegel anders und sich ganz bewusst, und ich weiß, das ist nicht einfach, ganz bewusst mal Zeit zu nehmen, sich im Spiegel zu betrachten und ganz bewusst nur die positiven Gedanken zuzulassen, zu gucken, was mag ich an mir? Und wenn das nur das Krüppchen ist, aber sich darauf zu konzentrieren, ich bin mir ganz sicher, da kommt dann nämlich mehr. Da kommt dann vielleicht erstmal nichts und dann kommt so Naja, aber ich mag auch gerne, weiß ich nicht, ich muss wirklich dann an den Sachen vorbeigucken, wo meine Datenautobahn immer sagt, so, naja, und hier die Falten und da und weiß ich nicht, die hängenden Oberarme und die Nase, die zu groß, zu klein, zu dick, zu dünn. Da dran vorbeizuschauen und sich auf die Sachen zu konzentrieren, wo man sagt, das mag ich total an mir. Vielleicht sind es meine Hände, meine Füße, meine Knie, ich weiß nicht was.

NANÉE Emmerich: Mhm.

Michaela Grönnebaum: den Blick auf die positiven Sachen zu lenken und stärken, stärken beim Blick auf mich selber und liebevoll zu schauen. Das liebevolle Schauen, so wie wir es eben auch mit der besten Freundin, mit unseren Kindern, mit unseren Onkel, Tanten, Schwestern. Also Menschen, für die wir wohlwollend da sind, dass wir uns in diese Liste ganz an die erste Stelle schreiben. und mit uns selber wohlwollend sind.

NANÉE Emmerich: Naja, genau. Ja, das ist super. Wenn du deinem jüngeren Ich, vielleicht als Teenager, einen Satz ins Herz legen könntest, welchen Satz würdest du heute deinem jüngeren Ich mit Blutschwamm und aber auch unseren HörerInnen mitgeben, die sich mit ihrem Aussehen schwer tun?

Michaela Grönnebaum: gar nicht so einfach. Ich glaube, es braucht Menschen, es braucht die anderen Menschen, in dieser Zeit, in der man sich selbst so formt, Teenager-Alter, braucht es einfach andere Menschen, die einen spiegeln, weil man da doch häufig lost ist. Es kam gerade eben tatsächlich einfach Lasse reden.

NANÉE Emmerich: Mhm. Mhm.

Michaela Grönnebaum: Ich weiß aber, dass das eigentlich nicht wirklich hilft, weil es braucht diese Selbstannahme. Du bist gut so, wie du bist. Ja, wahrscheinlich ist es das. Du bist gut so, wie du bist. Du bist auch genau richtig so, wie du bist. Und es ist auch alles richtig, so wie es ist. Ich muss wirklich sagen, ich möchte das nicht noch mal erleben. Und gleichzeitig bin ich dankbar für all das, wie es war.

NANÉE Emmerich: Hm. Hm.

Michaela Grönnebaum: Weil ich wäre heute nicht die, die ich bin, wenn ich nicht all das erlebt hätte. ich mag es nicht missen, aber ich mag es nicht nochmal erleben.

NANÉE Emmerich: Nee, also nochmal erleben wollen würde ich das jetzt auch nicht so, aber ich gebe dir zu 100 % Recht. hätte keine meiner Songs schreiben können oder auch die Geschichte, die ich jetzt auf den Bühnen erzähle als Speakerin oder auch die Trainings, wenn ich in Unternehmen bin, so gestalten können, wenn ich nicht die wäre, die ich heute bin und das erlebt hätte.

Michaela Grönnebaum: Ja, ich wäre auch eine ganz andere Fotografin. Ich war auch bis vor einigen Jahren eine ganz andere Fotografin, die einfach fotografiert hat. Und jetzt bin ich eben die Fotografin, die Fotografin der Unfotografierbaren, hat letztens mal jemand zu mir gesagt, wo ich sag so, das klingt irgendwie nicht so sexy. Aber dann habe ich das nochmal hinterfragt und habe mir gedacht, ja, aber es stimmt einfach zu 100 Prozent. ist so, zu mir kommen die Menschen, mit sich unsicher sind, die Angst vor der Kamera haben, die sich nie auf irgendwelchen Bildern schön finden. Die kommen zu mir und ich höre diese Sätze immer wieder und denke so, ja, ich weiß, weil kenne ich diese Menschen kommen zu mir und es gibt für mich nichts Schöneres, als wenn sie dann später sagen, wow, ja, also und wenn es nur ein Bild ist, was sie von sich mögen, ja, dann bin ich schon so erfüllt und ich wäre eine andere Fotografin, wenn ich nicht diese Geschichte hätte.

NANÉE Emmerich: Na ja, genau. Das stimmt und da kann ich vielleicht auch nochmal sozusagen den Bogen schlagen. Als ich, das ist jetzt sieben Jahre her, habe ich meine allerersten Pressefotos gemacht. Damals mit einer wunderbaren Fotografin, Elena Zauke. Und damals hatte ich das allererste Mal meinen roten Jumpsuit an, den ich ärmellos, den ich auch jetzt auf der Bühne immer anhabe. was ich schon gelernt hatte, es war dann sozusagen ohne Rollkragen, damit war ich fein. Aber ich habe ja auch sozusagen mein Leberfleck, geht ja bis über die Arme rüber. Und ich konnte bis dahin noch nicht mich ärmellos zeigen. So, von wegen Scham. und hatte extra ein T-Shirt mitgebracht zum Fotoshooting, was ich dann unterziehen wollte. Und dann hat sie gesagt, "Ne, lass mal weg." Ich sag, bist du dir sicher? Und diese Fotos zu sehen, diese Energie und wie ich dann sozusagen auf diese Kamera zulaufe, das hat so wahnsinnig viel mit mir gemacht. von daher, ich kann das sehr, gut nachvollziehen, dass dieses Eigenwahrnehmung, Fremdwahrnehmung Unsere eigenen Glaubenssätze, die verdecken so viel von dem, was wir aber eigentlich schon nach außen strahlen, nur wir können es selbst noch nicht glauben. Und deswegen braucht es jemanden, der uns von außen sagen kann, dass wir eben genau richtig sind, wie wir sind und manchmal einfach uns auch den Spiegel vorhält, in Form zum Beispiel von Fotos und ja und uns einfach zeigen kann, dass da so viel mehr in uns steckt als das, was wir glauben.

Michaela Grönnebaum: Ja, so viel mehr. ich sage 100 Prozent. ich wünsche eigentlich, weil du ja vorhin gefragt hast, was gibst du mit oder was gibst du auch deinem früheren Ich mit, das glaube ich auch einfach den Mut. Mut ist auch noch wirklich einer, du hast es ja auch mit dem Mutausbruch als Titel, das ist glaube ich so entscheidend, dass wir uns selbst wert genug sind, mutig zu sein. und uns auch zuzumuten. dem Sinne, ja, während ich es gesagt habe, dachte ich so, wow, das ist aber schön, das war mir selber noch geil. Wirklich, dass wir uns zumuten, uns selber aber auch anderen, ja, in unserer Einzigartigkeit, wie wir sind. Und das betrifft nicht natürlich nur das Äußere. Und jetzt haben wir eben sehr besondere Merkmale. Das betrifft einfach jede Frau und jeden Menschen auf der

NANÉE Emmerich: ⁓ schön, Hahaha

Michaela Grönnebaum: auf der Welt sich in seiner Einzigartigkeit auch zu zeigen. Und ich glaube wirklich darin liegt der Schlüssel für ein anderes Miteinander, ein anderes Verständnis miteinander.

NANÉE Emmerich: Wundervolle Worte, liebe Michaela. Die Zeit neigt sich dem Ende zu. Aber bevor ich zu meiner Rubrik "Kurz und knackig" komme, wo können die Zuhörerinnen mehr über dich erfahren oder vielleicht mit dir in Kontakt treten?

Michaela Grönnebaum: Auf jeden Fall Instagram michaela.groenne du packst das bestimmt irgendwo rein, ist eine Möglichkeit und meine Homepage michaela.groennebaum.com da findet sich eben auch über meine über meine Fotografie einiges.

NANÉE Emmerich: Auf jeden Fall. Und das werde ich natürlich auf jeden Fall in den Show Notes entsprechend verlinken. Liebe Michaela, kurz und knackig, ich lese Satzanfänge vor und du vollendest sie, okay? Der dümmste, blödeste Spruch, der mir im Leben begegnet ist, ist...

Michaela Grönnebaum: Schön. Ja, ich hier. Was ist dir denn furchtbares passiert? Nein, nein, nein, nein, ich habe einen anderen. Aus einem C-Gesicht kann ich leider kein A-Gesicht machen. Das hat mal ein Arzt zu mir gesagt. Da war ich 14. Das hat wirklich reingehauen. Das war kurz vor einer OP und ich habe ihn gefragt, wie ich wohl danach aussehen werde. Und das war seine Antwort. Das war doch etwas, naja.

NANÉE Emmerich: Oooooh! noch krasser. Boah!

Michaela Grönnebaum: unangenehm.

NANÉE Emmerich: Ja, das stimmt. Krass. fällt mir nix zu ein, außer den sollte man nicht auf Patienten loslassen. Von anderen Menschen wünsche ich mir.

Michaela Grönnebaum: Ne, gerade haben wir nichts zu tun. Ein wohlwollendes Miteinander auf Augenhöhe.

NANÉE Emmerich: Und ich bin stolz.

Michaela Grönnebaum: Ich bin stolz über meinen Mut, Geschichte, meinen Blutschwamm und die damit verbundene Geschichte. zu erzählen und damit andere Frauen zu inspirieren. Über sich selber und über ihre Glaubenssätze und über ihre eigene Schönheit und ihr inneres Strahlen nachzudenken.

NANÉE Emmerich: Das ist so toll und ich hätte dich sehr gerne auf der Bühne erlebt. Also ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir dich auf jeden Fall noch auf der einen oder anderen Bühne erleben werden. wenn ihr da draußen euch vielleicht selbst von Michaela einmal fotografieren lassen wollt, findet ihr die Kontaktdaten in den Show Notes. jetzt kann ich bloß sagen, vielen, vielen Dank, liebe Michaela.

Michaela Grönnebaum: Super gerne, ich danke dir. schön. Ist auch wirklich besonders, mit dir über dieses Thema zu sprechen und ich hoffe, dass es viele Menschen ebenso inspiriert, berührt und vielleicht in ein oder anderen Gedanken anstößt.

NANÉE Emmerich: Das hoffe ich auch. Was für ein Gespräch zum Jahresabschluss. Michaela hat uns mitgenommen von den Momenten des Versteckens hinter der Kamera, hinter der eigenen Scham hin zu dieser mutigen Entscheidung, sich selbst mit neuen Augen zu sehen und sich nicht länger zu verstecken. Und wenn du heute etwas für dich mitnimmst, dann vielleicht das. Dein Gesicht, dein Körper, deine Geschichte sind keine Fehler. Es keine Fehler im Bild. Sie sind das Bild und du darfst entscheiden, wie liebevoll du in diesem neuen Jahr auf dich schauen willst. Danke, dass du dieses Jahr mit mir und "HAUT COUTURE - ICH BIN ICH und das ist gut so" gegangen bist. Ich freue mich, wenn du auch im neuen Jahr wieder dabei bist, mit noch mehr Mutausbrüchen, noch mehr du und noch mehr Strahlen. Bis zur nächsten Folge, zum nächsten Jahr und du bist gut so, genauso wie du bist. Deine Nanee.

Michaela Grönnebaum: Das

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